Lange habe ich sie versteckt. Die Brüche in mir. Meine Zerbrechlickeit. Vor allen anderen. Und vor allem: vor mir selbst! Jetzt ist sie meine beste Begleiterin geworden und meine größte Begabung: Zerbrüchlichkeit – Zerbrechlichkeit und Brüche im BEflügelLIED. Ich brauche sie an meiner Seite. Sie ist mein Sinn beim Kreieren der soundpoèmes und BEflügelLIEDer. Warum für mich meine Zerbrüchlickeit zur größten Gabe wurde.

Zerbrechlich sein – das war mir so unangenehm!

Mir fallen gleich eine ganze Reihe an Worten ein, die mich mein Leben lang begleitet und geprägt haben. „Sei doch nicht so eine Mimose“ „Ja, ja, die Prinzessin auf der Erbse„. Und immer war das etwas, was negativ war. Ich bin eine Mimose. Ich bin „schnell beleidigt“.

Ich bin zart. Verletzlich. Und ja: Ich gehöre zu den Menschen, die leicht erstarren, wenn der Tonfall schneidend und der Blick hart wird. Und ja, ich gebe auch zu, dass ich mir lange Jahre im Leben eine dicke Haut gewünscht habe. Unempfindlich sein. Dass nicht immer alles sofort ganz nach innen kommen kann.

Brüche im Leben – was für eine merkwürdige Biographie!

Veränderungen in meiner Biographie. Unlogische Wege. Nicht durchdacht. Sprunghaft. Ich kenne durchaus ein paar Momente in meinem Leben, an denen ich bereit war, alles aufzugeben und „ins Blaue hinein“ eine essentielle Veränderung vorzunehmen. Das war nie nachvollziehbar für andere Menschen. Für solche, die ihr Leben geradlinig aufbauen, einen Schritt nach dem anderen gehen. Die Sicherheit brauchen.

Ich merkte dann erst in meiner Arbeit mit anderen Menschen, wie oft sie sich auch verbiegen mit dem inneren Satz „ich kann doch nicht alles aufgeben“ oder „das tut man doch nicht“. Und ich traf natürlich im Laufe der Zeit auch immer mehr Menschen, die krasse Brüche im Leben gemacht haben.

Zerbrüchlichkeit – die Gabe, aufmerksam zu horchen

Ich sitze am Flügel. In Gedanken bin ich bei der Person, für die ich ein BEflügelLIED kreiere. Ich tauche in sie hinein. In ihre Bewegungen. Ihr Tempo. Ihre Blicke. Ihre Stimme. Ist sie sanft oder entschlossen oder beides zugleich? Meine Hände sind an den Tasten, meine Fingerkuppen beginnen ihre Wege zu suchen. Wird es ein Klang werden, der eher hell ist? Rhythmisch? Tänzerisch? Oder still wie ein Gebet? Wie ein Nachdenken? Was passt zu diesem Menschen?

In diesem zerbrechlichen Moment nehme ich alles wahr. Alles wirkt sich tief aus. Und aus dieser intensiven, offenporigen Wahrnehmung und Verbindung mit einem Menschen heraus, entstehen genau die Klänge, die sein Wesen hörbar machen. Es ist genau die richtige Melodie, genau der richtige Rhythmus, genau das richtig getroffene Wort.

Zerbrüchlichkeit – die Gabe, Brüche zu erkennen

Gerade das, was nicht geradlinig ist, interessiert uns. Das macht neugierig. Lebendig. Bringt uns in Kontakt mit einem Menschen. Beim Entstehen eines BEflügelLIEDes ist das ganz häufig der Fall, wenn ich merke, dass das Ganze noch nicht stimmt. Dass es Passagen gibt, die sich leer anfühlen. Ohne High Voltage. Wenn ich dann noch mal tiefer eintauche, tiefer nachfrage nach einem Thema, dann taucht der Bruch auf. Der Riss  im Leben eines Menschen, an dem nun etwas Neues entsteht. Eine neue Entwicklung. Eine gigantische Entfaltung.

Wir sprechen das an. Und mit einem Mal bekommt ein Thema Dynamik. Und die Musik für jenen Menschen eine völlig neue Wendung. Energie ist im Spiel! Leben!

Zerbrechlichkeit und Brüche im BEflügelLIED

Sie machen es so besonders. Sie bewirken, dass du es hörst und genau erkennst: Das bin ich! Das ist meine Melodie des Lebens! Weil dir wahrscheinlich noch niemals jemand dein eigenes Lied geschrieben hat, deshalb wird es so sein, dass du das hier liest, und dich vielleicht fragst: „Wie mag sich das wohl anfühlen – ein Lied, das nur für mich geschrieben wurde?!“

Zerbrüchlichkeit – macht Sinn

Zerbrechlich sein und jeden Bruch spüren können, zusammen zucken, wenn man in einer Art berührt wird, die nicht richtig ist, das ist die Mimose. Nebenbei: eine wunderschöne Pflanze, die auch „schamhafte Sinnpflanze“ genannt wird. Daraus mache ich bestimmt noch mal einen eigenen Artikel. Welche wunderbare Umdeutung. Eine Pflanze, die bei der kleinsten Berührung so zusammen zuckt, dass man meint, sie habe Sinne. Es ist eine wunderbare Wesensart, atmosphärisch spüren zu können!